GEBURTEN

Die Geburt eines Kindes ist ein tief berührendes Erlebnis. Sie ist für Vater, Mutter und Kind eine starke körperliche und seelische Erfahrung und bedarf daher einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den Eltern und denen, die sie auf diesem Weg begleiten.

So ist die Wahl des Geburtsortes eine der wichtigen Entscheidungen, die in der Schwangerschaft zu treffen sind. Vermutlich haben Sie schon intuitiv eine klare Idee darüber, ob das Kind zu Hause, im Geburtshaus oder in einem Krankenhaus geboren werden soll. Für die ersten beiden Varianten empfiehlt es sich, schon früh in der Schwangerschaft mit einer Hausgeburtshebamme oder einem der Geburtshäuser Kontakt aufzunehmen, um diesen Wunsch zu konkretisieren und so die weitere Schwangerschaft im Sinne der Ganzheitlichkeit begleiten zu lassen.

Wenn die Entscheidung zu Gunsten eines »Kranken«-Hauses getroffen wird, bleibt in Berlin die Auswahl zwischen mehreren Kliniken mit ganz unterschiedlichen Ansätzen im geburtshilflichen Arbeiten.

Die Informationsabende geben den interessierten Paaren Gelegenheit, sich einen Eindruck zu verschaffen und auch konkrete Fragen zu stellen. Da der »Markt« heiß umkämpft ist, sind alle Krankenhäuser redlich bemüht, einen guten (und damit werbewirksamen) Eindruck zu hinterlassen. Sie können es sich kaum leisten, sich den wandelnden Moden in der Geburtshilfe zu verweigern, sodass übergreifend das Motto zu gelten scheint: »Ob Wunsch-Kaiserschnitt oder Wassergeburt – bei uns bestimmen Sie«.

Tatsächlich aber geht es um die »Idee« von Geburtshilfe, die ungeachtet aller Trends ganz individuell den Stil der einzelnen Häuser prägt. Dieser lässt sich dann schon eher beim Blick auf die konkreten Zahlen erahnen.

Für die Statistiker: Wie hoch ist denn die Rate an Wassergeburten (falls dies gewünscht wird oder vorstellbar ist) oder die Zahl der Frauen, die ihre Kinder nicht liegend, sondern in alternativen, frei gewählten Positionen, beispielsweise auf dem Gebärhocker zur Welt bringen, wie hoch ist die Rate an Dammschnitten, Periduralanästhesien etc. Dies kann man gerne alles erfragen, diese Daten werden heutzutage überall genauestens erfasst. So gibt es vielleicht ein paar »objektivierbare Unterschiede« in den in Frage kommenden Kliniken.

Und für die Atmosphäriker: Wie wohl fühlen Sie sich spontan in den Räumen, wie wird mit Licht, Raum und Farben umgegangen, wie riecht es, wie war der spontane erste »menschliche Kontakt« mit dem Klinikpersonal, wie »arbeitstauglich« - und hier meine ich die Geburtsarbeit der Frau und nicht die der Hebammen und Ärzte - ist die Kreißsaaleinrichtung (sind beispielsweise breite Betten vorhanden, Pezzibälle, Tücher zum Halten, Gebärhocker, Gebärstuhl, große Gebärwannen, Matten für den Fußboden, bleibt genug Platz zum Bewegen – gehören also frei gewählte Gebärpositionen und Wassergeburten zum alltäglichen Arbeiten selbstverständlich dazu?) und anderes mehr. Was machen die verschiedenen Berufsgruppen, die die geburtshilfliche Arbeit vorstellen (Hebammen, Gynäkologen, Kinderärzte, Stillberaterin, …) für einen Eindruck, auch im Umgang miteinander?

Für die Sorgenden: Gibt es kontinuierliche kinderärztliche Betreuung in Anwesenheit oder Rufbereitschaft? Ist immer ein Anästhesist im Haus? Und das Allerwichtigste zum Thema Sicherheit ist eine gute personelle Betreuung. Wie viele Hebammen gibt es also pro betreute Frauen, oder, genauer, wie viele Hebammen betreuen wie viele Geburten pro Jahr?

Ungeachtet der Qualitäten des ausgewählten Krankenhauses ist dann die Betreuung durch die jeweils diensthabende Hebamme ein entscheidender Faktor für das Erleben einer Geburt. In dem herkömmlichen Schichtsystem kennen sich Paar und Hebamme vor der Geburt nicht, und auch nicht deren individuelle Geschichte, ihre Vorstellungen und Wünsche, die Geburt gemeinsam zu gestalten. Eine Klinikhebamme betreut oft mehrere Gebärende auf einmal und ein Personenwechsel in der Betreuung ist eher die Regel als die Ausnahme.
Für Paare, die sich eine individuelle Begleitung durch eine schon früh in der Schwangerschaft kennen gelernte, vertraute Hebamme wünschen, ist das Belegsystem eine gute Alternative.
Aufgrund der großen Nachfrage ist für Beleg-Geburten eine frühzeitige Anmeldung notwendig.